Drei Lustprinzipien guter Führung

Christine Paulus Führungskräfte Coaching Manager

Prinzipiell war am Anfang das Wort; und dieses Wort lautete Prinzip. Denn die alten LateinerInnen unter uns erinnern sich: „principium (-i, n.)“ übersetzen wir mit Anfang, Ursprung, Ausgangspunkt, Grundlage, Voraussetzung. Davon handelt die Blog-Parade von Dr. Bernd Geropp: Was ist die Grundlage – von Führung?

Die genaue Fragestellung des Geschäftsführercoach lautet: „Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Führungsprinzipien?“ Meine persönliche Antwort gibt dieser durchaus lustvolle Artikel.

Lust – aus meiner Sicht der Ursprung exzellenten Managements. Noch immer historisch, doch von den Latinern um einige Jahrhunderte vorgespult, begegnen wir Sigmund Freud, der von Lustprinzipien schreibt. Er bezeichnet damit das menschliche Streben innewohnende Bedürfnisse umgehend zu erfüllen. Ich entlehne mir dies für das Management und denke fort: Wer nach der Erfüllung (im Folgenden näher zu bestimmende) innewohnender Bedürfnisse strebt, erfüllt damit wichtige Grundlagen guter Führung.

So entstehen meine ganz persönlichen drei Lustprinzipien guter Führung, welche für Mitarbeiterführung und Selbstführung gleichermaßen gelten.

Nun werden Freuds Ansichten kontrovers diskutiert, so gerne auch meine. Ich freue mich auf einen intensiven Austausch mit Ihnen und Euch, liebe LeserInnen, sowie einen Austausch innerhalb der kleinen Blogosphäre, die sich an der Blog-Parade beteiligt.

1. Lust und Jagd auf mehr

„Leadership is pursuit.“ Mit dieser Zeile hat mich Mike Myatt in seinem Artikel „This One Leadership Quality Will Make or Break You“ gefesselt. Die wirksame Führungsperson, die ihrerseits ihr Umfeld fesselt, ist nahezu nie, nie und niemals mit dem aktuellen Zustand zufrieden. Eine Führungskraft mit ausgeprägter Lust auf mehr erkenne ich daran, dass sie immer und überall Optimierungsbedarfe erkennt, nach mehr umgesetzten Ideen strebt, große Visionen kommuniziert,…

Christine Paulus Prinzipien Führung Manager 02

Hinter diesem Streben und Jagen mögen unterschiedliche Beweggründe stehen – das darunter liegende Prinzip möchte ich jedoch beschreiben als eines der drei wichtigsten Führungsprinzipien, nämlich der „Lust und Jagd auf mehr“. Es ist der innere Antrieb zum Handeln für

  • mehr Klarheit
  • mehr Kreativität
  • mehr Innovation
  • mehr Weisheit
  • mehr…

Führungspersonen mit einem ausgeprägtem Bedürfnis nach mehr erinnern mich beizeiten an virtuose Musiker, die wunderbare Kunstfertigkeit mit gefühlvollem Ausdruck verbinden – und doch immer noch schneller, besser, leistungsfähiger sein, eben: mehr wollen. Das Ausagieren und Gestalten dieser Leidenschaft ist lernbar, ausbaufähig. Allein, die Lust kommt von innen und ist ein innewohnendes Bedürfnis, das nach Erfüllung sucht.

Was ist die größte Herausforderung? Bei all dem Streben nach mehr sollten Sie gleichzeitig auch anerkennen, wertschätzen und annehmen, was (bereits erreicht worden) ist.

Was ist noch wichtig? Die Lust sollten Sie in eine bewusste Intention münden lassen und fokussieren, vgl. meinen Artikel „7 Schritte für mehr Fokus als Manager(in)„.

Gibt’s einen Tipp? Es ist darüber hinaus gut zu wissen, worauf Sie als Führungskraft keine Lust haben, wonach Sie nicht jagen.

Fragen an Sie zum ersten Lustprinzip:

  • Worauf haben Sie Lust? Wonach jagen und streben Sie – für sich, für Ihr Team, Ihre Abteilung, Ihr Unternehmen?
  • Woran erkennen Ihre MitarbeiterInnen dies in Ihrem beruflichen Wirken als Führungsperson?

2. Lust Polaritäten zu gestalten

Umgang mit Spannungsfeldern und widersprüchlichen Informationen gehören zum Führungskräfte-Alltag. Mir fällt auf, dass dieses Spannungsfeld tatsächlich durch zwei polar entgegengesetzte Strebungen gekennzeichnet ist, die gleichzeitig aufeinander bezogen sind.

Weniger das Festlegen auf einen Pol ist ausschlaggebend, als vielmehr die Lust, diese Polaritäten zu gestalten. So kann eine Führungskraft bekannt dafür sein, Veränderungen anzutreiben. Eine andere Führungskraft ist bekannt dafür Stabilität zu favorisieren. Die wirksame Führungskraft hingegen weiß diese beiden Polen wechselseitig in den Vordergrund treten zu lassen:

  • verändern und stabilisieren
  • kontrollieren und Freiraum geben
  • rational handeln und intuitiv handeln
  • reflektieren und agieren
  • … und …

Die Liste an Polaritäten ließe sich fortführen. So gilt es beispielsweise die Sach- und Beziehungsebene zu balancieren: Auf der einen Seite zählen Ergebnisse, die ich mit Zielen, einer bestimmten Organisation und Kontrolle erreiche. Auf der anderen Seite präge ich die Beziehungsebene durch Wertschätzung oder Teamentwicklung. Inwieweit dies jeweils ineinandergreift, sich beeinflusst, ist die konkrete Ausgestaltung der Polarität.

Was ist die größte Herausforderung?  Weder der eine noch der andere Pol ist grundsätzlich richtig und die Balance findet sich keineswegs in der Mitte. Das Optimum ist dynamisch – und für diese Dynamik und Entscheidungsfreude haben Sie als wirksame Führungskraft eine Leidenschaft.

Was ist noch wichtig?  Wenn Sie bemerken, dass Sie in Richtung eines Pols tendieren: Beschäftigen Sie sich auch einmal mit der gegenüberliegenden Seite.

Gibt’s einen Tipp?  Verinnerlichen Sie das Bild von Yin und Yang. Diese Begriffe, Symbolik und Bedeutung dahinter verdeutlichen das Prinzip der Polarität.

Fragen an Sie zum zweiten Lustprinzip:

  • Welche Polaritäten kommen Ihnen innerhalb Ihres beruflichen Tuns in den Sinn?
  • Welche Polaritäten zu gestalten fällt Ihnen besonders leicht? Welche Beispiele fallen Ihnen dazu ein?

3. Lust persönliche Integrität zu entwickeln

Neben der Lust und Jagd auf mehr und der Lust Polaritäten zu gestalten zählt zu den wichtigsten drei Führungsprinzipien die Lust eine charakterliche Integrität zu entwickeln. Dies bedeutet zum einen das eigene Führungshandeln zu reflektieren und gemäß eigener Zielvorstellungen zu verändern.

Zum anderen bedeutet es an der eigenen Führungspersönlichkeit zu arbeiten. Wer authentisch auftritt, kann wirksam und erfolgreich sein. Dabei spielt die Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen zumeist eine untergeordnete Rolle. Ob extrovertiert oder introvertiert – die charakterliche Integrität zählt, siehe auch mein Beitrag „Neun jazzy (!) Tipps für Führungskräfte„.

Bedeutsam ist das eigene Wertesystem zu ergründen und nachzuvollziehen, die Sinnhaftigkeit der eigenen Tätigkeit zu erörtern und eine innere Ausgeglichenheit zu verfolgen. Dies kann damit beginnen, sich auseinanderzusetzen mit der Frage, wie die eigene berufliche Position zu gestalten ist, damit sie für einen selbst erfüllend ist (vgl. „Beruflicher Erfolg und (!) Erfüllung für Leistungsträger – Eine Buchempfehlung“). Daraus ergibt sich klares, authentisches und nicht zuletzt: wirksames Führungshandeln.

Was ist die größte Herausforderung? Im ersten Schritt besteht die Herausforderung darin, die Bedeutung und Auswirkung persönlicher Integrität zu verstehen und anzuerkennen.

Was ist noch wichtig?  Im zweiten Schritt sollten Sie der Reflexion und persönlichen Arbeit daran Raum und Zeit geben.

Gibt’s einen Tipp? Erinnern Sie sich an die Worte von Warren Bennis: „Becoming a leader is synonymous with becoming yourself. It is precisely that simple, and it is also that difficult.“ Dabei unterstützen Führungskräftetrainings, Gespräche im Coaching oder die regelmäßige Selbstreflexion.

Fragen an Sie zum dritten Lustprinzip:

  • Wie haben Sie es erlebt, als Sie das letzte Mal in Ihrem beruflichen Tun richtiggehend erfüllt waren?
  • Wann nehmen Sie sich das nächste Mal Zeit, um sich und Ihre Führungspersönlichkeit zu reflektieren?

Die drei Lustprinzipien guter Führung

Nun kennen Sie meine persönlichen drei Lustprinzipien guter Führung:

  1. Lust und Jagd auf mehr – Die Leidenschaft und der innere Antrieb nach einem persönlichen „Mehr“, dass sich auf Team-, Abteilungs- und Unternehmensebene übersetzen lässt.
  2. Lust Polaritäten zu gestalten – Entgegengesetzte Strebungen, die aufeinander bezogen sind, wechselseitig und situationsangemessen in den Vordergrund treten zu lassen.
  3. Lust persönliche Integrität zu entwickeln – Entwickeln einer Führungspersönlichkeit im Einklang mit dem eigenen Wertesystem, erlebter Sinnhaftigkeit und innerer Ausgeglichenheit bis hin zur beruflichen Erfüllung.

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