Feedback war gestern. Zukünftig gibt’s Feedforward!

Christine Paulus Feedback geben Feedforward

Feedback war gestern. Im wahrsten Sinne des Wortes. Unsere Wortwahl zeigt: Wir blicken zurück. Wollen wir unserem Team-Mitglied eine Rückmeldung geben, nennen wir dies Feedback geben. Mein Vorschlag: Zukünftig blicken wir nach vorn und nennen es Feedforward.

Lesen Sie, warum es – insbesondere als Führungsperson – wichtig ist, die Zukunft zu beschreiben, und wie Sie dies in kritischen Situationen mit Ihren Team-Mitgliedern umsetzen.

Wir denken das Feedback geben quer

Feedback ist eine Information. Sie bezieht sich auf eine Handlung und wird zurückgegeben an dessen Urheber. Sowohl Lob als auch Kritik sind Feedback. Sie beziehen sich im Führungsalltag auf Verhalten von Mitarbeitern: Jemand hat ein Projekt zügig und weit vor Termin abgeschlossen – anerkennende Worte wären passendes Feedback. Jemand kommt ohne Entschuldigung zwei Stunden zu spät zum Kundentermin – kritische Worte wären passendes Feedback.

Angeregt von Hemsley Fraser können wir diese Feedbackkultur querdenken. (Der ursprüngliche Artikel dazu auf Manager’s Digest aus dem Jahre 2014 ist inzwischen offline gestellt.) Denn Feedback betrachtet, was vergangen ist. Die Vergangenheit können wir nicht ändern. Die Zukunft hingegen bietet uns viele Handlungsmöglichkeiten. Warum schauen wir nicht nach vorne und gestalten die Zukunft – auch im Gespräch mit unseren Team-Mitgliedern?

Gute Gründe für Feedforward

Durch Feedforward vermitteln wir nebenbei und im täglichen Tun die Vision unseres Unternehmens. Wir führen unseren Team-Mitgliedern regelmäßig die Vision, Mission und Ziele des Unternehmens vor Augen und verknüpfen diese mit dem täglichen Arbeitsverhalten.

Mit Feedforward stoßen wir auf offene Ohren. Denn wir fokussieren weniger auf vergangenes Fehlverhalten als vielmehr auf die noch gestaltbare Zukunft. So muss sich keiner weder für vergangenes Verhalten rechtfertigen noch Kritik persönlich nehmen.

Die Qualität der Unternehmenskommunikation steigt. Denn wenn unser Blick nach vorne gerichtet ist, kommunizieren wir aktiv und lösungsorientiert. Wir gestalten eine positive und offene Zusammenarbeit.

Beim Führen gehts nicht ums Wohlfühlen. Dennoch will ich Ihnen berichten: Feedforward zu geben fühlt sich viel besser an als ein übliches Kritikgespräch.

Hinter dem Anwenden von Feedforward steht eine Haltung. Eine offene, positive und wertschätzende Haltung. Feedforward ist nicht (nur) für ein Jahresgespräch oder ein handfestes Kritikgespräch. Feedforward ist für die Kommunikation im Unternehmensalltag. Wir folgen dabei drei Schritten.

Wie gebe ich Feedforward?

1. Die Vision: Sie haben die Vision, Mission und Ziele Ihres Unternehmens verinnerlicht. Das ist Voraussetzung, um mit Feedforward erfolgreich zu sein. Jedes Verhalten Ihrer Team-Mitglieder unterstützt auf mehr oder minder ausschlaggebende Weise diese Unternehmensvorgaben. Oder eben noch nicht. Deshalb ist es beim Feedforward maßgeblich, im ersten Schritt das große Ganze darzustellen.

2. Die Frage: Im zweiten Schritt binden Sie Ihren Mitarbeiter ein und fragen ihn: Wie könnte das Verhalten seiner Meinung nach zukünftig aussehen?

3. Das Verhalten: Ihre Führungsaufgabe ist es, die Unternehmensvorgaben in konkrete Verhaltensweisen des Mitarbeiters übersetzen zu können. Im dritten Schritt formulieren Sie das zukünftig erwartete Verhalten: deutlich, klar und eindeutig. Beschreiben Sie zum Beispiel zunächst die Situation und anschließend das darauf folgende erwünschte Verhalten: Wenn XY vorliegt, dann YZ machen.

Wie sieht das praktisch aus?

Ein Beispiel für Feedforward

Nehmen wir folgende Situation, die ich etwas überzeichnen werde: Die Führungsperson hat ihren Mitarbeiter bei einem Kundengespräch erlebt. Jener hat in diesem Gespräch keinen Small Talk geführt, kein persönliches Wort verloren, keine Beziehung zum Kunden aufgebaut und war rein sachlich orientiert. Die Führungskraft sieht an dieser Stelle Entwicklungspotenzial und erwartet zukünftig ein anderes Verhalten.

Zunächst wird er sein Team-Mitglied nach seiner Einschätzung der Situation fragen und auf die Antwort eingehen. Anschließend kann er das Feedforward nutzen.

1. Die Vision: „Wir hatten gerade das Gespräch mit Herrn Ypsilon. Mir ist es an dieser Stelle Folgendes wichtig: Es ist grundsätzlich richtig, gute Vertragsvereinbarung zu erzielen. Darüber hinaus geht es darum, eine Beziehung zum Kunden aufzubauen. Dass er unser Produkt mit Ihnen als sympathische und vertrauenswürdige Person verknüpft. Je besser die Beziehung zum Kunden ist, desto treuer wird er uns sein. Und wir haben lieber treue langjährige Kunden als eine Vielzahl einmaliger Kunden.“

2. Die Frage: „Sie haben ja am kommenden Mittwoch das nächste Gespräch mit Herrn Ypsilon. Was meinen Sie, wie könnten Sie dafür sorgen, dass das Gespräch persönlicher verläuft?“

3. Das Verhalten: „Ja, das ist eine gute Idee. (….) Also, wenn Sie sich zukünftig mit einem Kunden wie Herrn Ypsilon treffen, fragen Sie ruhig nach dem Befinden des Kunden und erzählen ein wenig von sich. Dann haben wir bald die Chance auf noch mehr treue langjährige Kunden.“

Nutzen Sie das Feedforward

Feedback wird ein wesentlicher Bestandteil der Kommunikation einer jeden Führungsperson bleiben. Ergänzen Sie mit Feedforward Ihr Repertoire. Einfach „Vision, Frage, Verhalten“ im Kopf behalten und ausprobieren. Wann steht das nächste Gespräch an?

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